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Die hoffnungsvolle Botschaft zu Ostern: Vertrau auf Gott!

Plötzlich klingelte mein Handy. „Ein Notfall“ ruft das Krankenhauspersonal. Sofort sollte ich in die Uniklinik Göttingen kommen. Es war an einem nasskalten Freitag im Herbst 2014. Der 24-jährige Michael hatte Feierabend und wollte eben schnell nach Hause fahren, um mit Freunden und Familie sein wohlverdientes Wochenende zu genießen. Auf einer Kurve der Bundesstraße kam Michael von der Fahrbahn ab und fuhr gegen einen Baum. Totalschaden. Der Rettungswagen kam und nun lag er auf der Intensivstation. Seine Geschwister und seine Mutter warteten bangend an seinem verkabelten Bett. Sie wollten, dass Michael die Krankensalbung bekommt, da er operiert werden sollte. Michael atmete und die Atmungskurve bewegte sich ruhig auf dem Bildschirm. Die ganze Familie war voller Hoffnung, dass Michael durchkommen wird. Schließlich gab seine Mutter mir ihre Kontaktdaten, lächelte und bedankte sich bei mir.

Nach einen Monat rief ich sie an, um mich nach Michael zu erkundigen. Seine Mutter nahm ab. Auf meine Frage, wie es Micheal geht, antwortete sie weinend: „Mein Michael ist tot“. Für sie war eine Welt zusammengebrochen. Ich konnte nur erahnen, wie sehr eine Mutter um ihren Sohn trauert.

Sind wir nicht letztlich geboren, um zu sterben? Manche viel zu früh, andere nur später, aber der Tod lauert schleichend und er kommt doch, wenn man ihn gerade nicht erwartet. Ja, eines Tages wird jeder sterben, dennoch an anderen Tagen nicht.

Leben und Tod, Grab und Hoffnung: Eine Woche vor Beginn der Feier des Todes und der Auferstehung Jesu erinnerte Papst Franziskus daran, dass Christen die Wahl hätten: von Leben und Tod, Grab und Hoffnung.

Die Bibel erzählt vom Tod des Lazarus. Vor einem Grabstein und dahinter schien alles zu Ende zu sein – Tränen und Trauer bestimmen die Situation. Auch Jesus stand vor Lazarus Grabstein und war tief bewegt gewesen von dem Tod eines Freundes. In diesem Augenblick lässt Jesus die Dunkelheit des Todes nicht einfach nur magisch verschwinden, sondern leidet mit. Jesus solidarisiert sich mit den Trauernden und bricht dadurch die Nichtigkeit des Todes.

Tod und Trostlosigkeit verführen uns zur Mutlosigkeit und hindern uns daran, an die Auferstehung, das Geheimnis von Ostern zu glauben. Sich nicht in der eigenen Trauer einzuschließen und von der Trostlosigkeit überwältigen zu lassen – so hat Jesus vor dem Grab des Lazarus gehandelt. Ostern befreit uns vom Pessimismus des Todes. Auch Jesus kennt bereits die Ambivalenz des Todes. Auf der einen Seite ist da die große Enttäuschung, die Armut unseres endlichen Lebens, das wegen der Angst vor dem Tod oft eine innere Dunkelheit erfährt, die unüberwindbar scheint. Aber auf der anderen Seite ist da auch die Hoffnung, welche den Tod und das Böse besiegt und die einen Namen hat: „Die Hoffnung heißt Jesus“. Er bringe nicht einfach nur Besserung für das Wohlergehen, sondern bekennt offen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“. Ja, Ostern stellt alles auf dem Kopf.

Auf welcher Seite wollen wir stehen: auf der Seite des Grabes oder auf der Seite Jesu? Im Leben gibt es diese beiden Optionen: betrübt auf die Gräber von gestern und heute schauen oder Jesus auf sich zukommen zu lassen. „Ja, jeder von uns hat schon ein kleines Grab, irgendetwas im Herzen, was schon tot ist: Eine Verwundung; ein Unrecht; einen Groll, der keine Ruhe lässt; ein Bedauern, das immer wieder zurückkommt; eine Sünde, die wir nicht überwinden können. Benennen wir heute diese unsere Gräber und laden wir Jesus dorthin ein“, so der Papst.

Menschen sind oft versucht, sich selbst zu suchen und so irgendwie in der Angst stecken zu bleiben und die eigenen Wunden zu lecken.

Auf Jesus hören, der aus dem Grab herausruft, bedeutet zu lernen, sich nicht von Problemen fesseln zu lassen, sondern eine neue Balance zu finden. Auch wenn es nie an Lasten fehlen werde, gibt es immer die helfende Hand sowie die Stimme des Auferstandenen, die ruft „Komm heraus! Komm zu mir!“.

Schließlich bin ich davon überzeugt zu glauben, dass Michael auch diesen Ruf hören kann. Michael, seine Familie sowie auch jeder von uns, sollte sich trotz der Erfahrung von Tod und Leid nicht in der Hoffnungslosigkeit verlieren, sondern auf Gott vertrauen.

 

Trieu Nguyen SJ