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Jugend- und Sozialzentrum „Sveti Konstantin“ & Kinder- und Jugendwohngruppe in Bulgarien

Louisa (24) berichtet über ihre Einsatzstelle

Name der Einsatzstelle: Jugend- und Sozialzentrum „Sveti Konstantin" & Kinder- und Jugendwohngruppe

Träger: CONCORDIA

Ort: Sofia

Land: Bulgarien

Größe der Institution/Abteilung: Die verschiedenen Projekte von CONCORDIA in Bulgarien befinden sich alle in der Stadt Sofia und deren nähere Umgebung. Dazu gehören das Jugend- und Sozialzentrum „Sveti Konstantin", das Zentrum für soziale Rehabilitation und Integration „Zaharna Fabrika", das Sozialzentrum „Orlandovtzi" sowie eine Kinder- und Jugendwohngruppe. Des Weiteren fördert CONCORDIA Ausbildungen von Jungendlichen und betreibt Streetwork. Zum einen werde ich im Jugend- und Sozialzentrum „Sveti Konstantin" eingesetzt, das aus drei verschiedenen Betreuungsangeboten besteht: eine Notschlafstelle für obdachlose junge Erwachsene, eine betreute Wohngruppe für Teenager und ein Tageszentrum für Kinder und Jugendliche aus den nahegelegenen Roma-Vierteln. Meine zweite Arbeitsstelle ist die Kinder- und Jugendwohngruppe in einer kleinen Stadt ganz in der Nähe von Sofia. Dort leben in einem Einfamilienhaus ca. zehn Kinder und Jungendliche, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr bei ihren Familien leben können.

Mitarbeiterzahl: 60 bis 70 Mitarbeiter/innen in allen Projekten

Begünstigte: CONCORDIA kümmert sich in Bulgarien vor allem um Kinder und Jugendlichen, die der Volksgruppe der Roma angehören. Sie werden in Bulgarien in besonderem Maße ausgegrenzt und leben unter sehr schlechten hygienischen Bedingungen, meist ohne Wasserversorgung.

Angebote der Institution: Im Tageszentrum bekommen die Kinder und Jugendlichen nach der Schule oder Vorschule ein Mittagessen. Anschließend haben sie die Möglichkeit ihre Zähne zu putzen und eine Dusche zu nehmen. Außerdem bekommen sie Hilfestellungen bei ihren Hausaufgaben oder dem Üben von Rechen und Schreiben und sie können an verschiedenen Freizeitaktivitäten teilnehmen. Die Wohngruppe bietet den Kindern und Jugendlichen ein stabiles zu Hause. Durch gemeinsame Mahlzeiten, die Schule und Freizeitaktivitäten haben sie einen geregelten Tagesablauf und werden mit allem Wichtigen für eine behütete Kindheit versorgt.

Meine Aufgaben: Im Tageszentrum und in der Kinder- und Jugendwohngruppe bin ich für die Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen zuständig. Wenn die Kinder nach der Schule oder Vorschule im Tageszentrum ankommen spielen wir Spiele wie zum Beispiel UNO oder Dixit oder wir malen und puzzeln. Manchmal bereite ich Projekte vor, bei denen wir zum Beispiel etwas basteln wie einen Adventskalender. Und auch für die Wohngruppe überlege ich mir verschiedene Spiele oder kreative Dinge, die wir am Nachmittag nach der Schule oder am Wochenende gemeinsam tun können. Ziel ist, dass die Kinder nicht die meiste Zeit vor dem Fernseher verbringen und Möglichkeiten haben, sich in verschiedenen Fähigkeiten weiter zu entwickeln.

Was sind die besonderen Herausforderungen für mich? Die größte Herausforderung ist für mich die Kommunikation. Viel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sprechen Englisch, aber nicht alle. In der Wohngruppe spricht bis auf ein Mitarbeiter niemand Englisch. Und auch während der Arbeit mit den Kindern ist es für mich herausfordernd zu kommunizieren, Spielregeln zu erklären oder Konflikte zwischen den Kindern fair zu lösen. Aber mit Herausforderungen wächst man natürlich auch und somit wird die Kommunikation auf Bulgarisch mit den Kindern und Kolleginnen und Kollegen Stück für Stück besser.

Welche Schwierigkeiten/Ängste gibt es? Korruption, Gewalt und Diebstahl sind leider nicht nur blöde Vorurteile gegen Bulgarien sondern Realität. Diese habe ich zum Teil bereits selber erfahren oder beinahe erfahren müssen. Deswegen fällt es mir manchmal schwer mich auf den Straßen Bulgariens sicher zu fühlen.

Was macht mir am meisten Spaß? Die Arbeit mit den Kindern ist manchmal sehr anstrengend, weil sie sehr laut sind, sich häufig streiten und manchmal sehr unmotiviert sind. Aber gleichzeitig ist die Arbeit mit den Kindern die schönste Sache in meinem Freiwilligenjahr. Wenn ich sie für Dinge begeistern kann und sie an den Aktivitäten interessiert sind, haben nicht nur sie Spaß sondern auch ich. Es macht mir viel Spaß den Kindern Dinge beizubringen wie zum Beispiel stricken, backen oder zu zeichnen. Und sie zeigen mir jeden Tag aufs Neue wie froh sie sind, dass ich Zeit mit ihnen verbringe. Aber Freiwillige sein bedeutet nicht nur in einem Projekt im Ausland zu arbeiten, sondern auch eine neue Kultur kennenzulernen und mit den Menschen vor Ort Zeit zu verbringen. Mir macht es viel Spaß Kirchen und andere kulturelle Orte in Sofia zu besichtigen, durch Bulgarien zu reisen und Zeit mit Bulgarinnen und Bulgaren zu verbringen, die für mich bulgarische Gerichte kochen und die mir von ihren Traditionen erzählen.

Was konnte ich (bisher) lernen? In meinem bisherigen Freiwilligeneinsatz habe ich meine erste slawische Sprache erlernt und wie man kyrillische Schrift liest und schreibt. Außerdem haben mir meine bisherigen Erfahrungen zu etwas mehr Geduld und Gelassenheit verholfen. In meinem Umfeld zu Hause bin ich es gewohnt sehr strukturiert zu sein. Hier habe ich gelernt, dass nicht alles perfekt und schnell gehen muss und trotzdem etwas Gutes dabei herauskommen kann. Des Weiteren habe ich während der Arbeit mit Kindern aus den Roma-Vierteln einiges über die Lebensweise der Roma erfahren.