Timon (JV 2024/25 in Peru) berichtet über das Rückkehr-Seminar, dass vom 23. bis 27. September in Nürnberg stattfand:
Es ist Dienstag. Im Zug nach Nürnberg ist es heute ruhig. Viel Betrieb ist glücklicherweise auch nicht.
Ich meine, es wäre der erste Fernstreckenzug innerhalb Deutschland, der genau so fährt, wie es beim Kauf des Tickets angegeben war.
Mit der letzten Septemberwoche beginnt auch das letzte Seminar, das ich mit Hinblick auf meinen Freiwilligendienst gemeinsam mit Jesuit Volunteers haben werde.
Streng genommen beginnt das Seminar zwar erst am Dienstag, jedoch bin ich schon am Montag sehr mit dessen Vorbereitung beschäftigt. Rechnungen und Verträge heraussuchen, Mitbringsel auswählen. Die gesamten Erinnerungen sind eh dabei.
Schnell gelange ich vom Bahnhof zur Königstraße 64. Schon in der ersten Interaktion mit Hugo bin ich etwas überfordert. Es fühlt sich sehr merkwürdig an, jetzt nach einem Jahr und einem halben Äquator Distanz wieder am gleichen Ort ausgespuckt worden zu sein.
Nachdem dann langsam alle eingetrudelt sind und alle das allernötigste ausgetauscht haben, geht es dann aber bald schon mit dem Seminar los.
Jeder kommt mit einer etwas unterschiedlichen Stimmung an. Nicht alle waren ein ganzes Jahr weg. Sowohl das vergangene Jahr als auch der Ausblick auf das kommende sehen für jeden einzelnen etwas anders aus.
Über die ersten Aktivitäten lernen wir ein paar verrückte Geschichten anderer Freiwilliger kennen. Einiges hätte man so überhaupt nicht erwartet. Nicht selten sieht man aber auch viel wiedererkennendes Nicken. Vieles hat man so ähnlich selber früher oder später einmal erlebt.Der Abend klingt dann entspannt aus. Gemeinsam mit den Freiwilligen und später auch einem Teil des JV-Teams.
Der Mittwoch soll uns noch einmal zurückdenken lassen an die letzten 12 Monate.
Jedes Land hat etwas Zeit seine wichtigsten Erfahrungen zu teilen. Dort lernt man noch einmal mehr über den Alltag, die Schönheiten und Tücken des Lebens an der jeweiligen Einsatzstelle, insbesondere auch in Bezug auf jesuitische Prinzipien wie den einfachen Lebensstil, den wir dort hatten. Auch unsere Fast-Freiwilligen Andreas und Dorothee stoßen für einen Teil des Seminars zur Gruppe hinzu.
Am Donnerstag geht es weiter mit selbst gestalteten Workshops. Jeder hat sich ein Thema aussuchen können. Da alle sich Mühe gegeben haben, ihren Workshop möglichst interaktiv zu gestalten, wird es nicht langweilig. Von Claras Workshops zum Thema Glaube bis zu Alberts zum Thema Trommeln ist alles dabei. Auch wir dürfen mittrommeln. Abends haben wir die Gelegenheit gemeinsam Billard, Tischtennis und Fußball zu spielen und etwas zu entspannen.
Der Freitag startet mit Fabian. Fabian ist Jesuit und Lehrer. Mit ihm verbringen wir fast die gesamte erste Hälfte des Tages. Für mich bietet sein Workshop eine gute Abwechslung, denn er geht ein wenig weg von den konkreten Erinnerungen an den Freiwilligendienst und mehr ans Grundsätzliche. Was nehmen wir grade in uns wahr und wie fühlen wir uns damit? Was lieben wir an der Welt, an uns, an anderen?
Dabei unterhalten wir uns kaum, hören lediglich den anderen zu und erzählen hin und wieder selber. Vieles was einem bis dahin auf der Seele lag, kann in diesem Moment freigelassen werden. Auch versuchen wir uns an einer neuen, positiven Zukunftsvision. Einer Zukunftsvision die motiviert und nicht verängstigt, auch trotz schwieriger Startbedingungen.
Gemeinsam mit Lena und Theresia überlegen wir, wie wir bestmöglich unser Engagement für unsere Einsatzstelle und darüber hinaus fortsetzen könnten. Dazu werden wir auch vertraut gemacht mit den zahlreichen Angeboten von Jesuit Volunteers und jesuitenweltweit.
Der Abend beginnt mit dem Öffnen der Briefe, die wir ein Jahr zuvor an unser zukünftiges Ich geschrieben hatten. Es ist ein magischer Moment. Bewusster denn je ist mir die Entwicklung, die ich in dem Jahr genommen hatte und die Fülle an Erlebnissen, die mich dahin geleitet hat, wo ich jetzt bin.
Die Andächtigkeit und Melancholie dieses Moments wird allerdings schon bald zu Ausgelassenheit bei einem ausgedehnten Spieleabend und unserem letzten gemeinsamen Abend des Seminars.
Nach einem gemeinsamen Frühstück und einem kurzen Einblick in das Post-JV Engagement der ehemaligen Freiwilligen Benedikta geht es dann schon zum Gottesdienst. Damit schließen wir unseren Freiwilligendienst ab und betrachteten uns selbst durch die Augen eines Bauern, der immer wieder Gleiches und Neues sät und erntet, ähnlich wie wir mit unserem Freiwilligendienst und mit allen unseren Entscheidungen.
Mit ein paar letzten Worten, die jeder einzelne an die Gruppe richten konnte, schließen wir dann das Seminar.
Wir alle haben unglaublich viel gelernt und sind in und an uns selbst gewachsen. Zwar haben wir uns alle parallel weiterentwickelt, die kleinen Wandel in jedem sind jedoch trotzdem deutlich in jedem spürbar.
Auch haben wir, unser Jahr weit weg, unsere Mitfreiwilligen und unsere Begleitung zu schätzen gelernt.
So sind wir uns alle einig, dass wir uns wiedersehen wollen, auch ohne genau wissen zu können, wann genau das sein wird.
