Jeder Tag ist zum Verändern da
Annelie berichtet über ihr Engagement seit ihrem Freiwilligendienst
Was motiviert dich?
In meinem Freiwilligeneinsatz mit JV habe ich 2015 – 2016 in Piura, im Norden Perus, in der NGO CANAT, einem Zentrum für die Bildung und Integration von arbeitenden Kindern und Jugendlichen, gearbeitet. Ich habe in dieser Zeit ein besseres Verständnis für die Vor-, aber auch vor allem die Nachteile der Globalisierung und den damit verbundenen globalen und sozialen Ungerechtigkeitsstrukturen gekriegt. Ich habe verstanden, dass ich als im globalen Norden lebender Mensch, allein durch meinen Geburtsort, Privilegien und Absicherungen habe, die keinesfalls „normal“ sind. Und warum? Weil unsere Gesellschaft die Macht hat unsere „Probleme“ externalisieren zu können, auf Kosten von Menschen im globalen Süden. Das macht nachdenklich, ist ungerecht und ruft danach, Verantwortung zu übernehmen. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland war es mir wichtig, mich für mein peruanisches Zuhause weiterhin einzusetzen – sei es z.B. mit (großen und kleinen) Spenden-Aktionen in Deutschland oder der Patenschaft eines Kindes.
Wo engagierst du dich?
An meinem neuen Wohnort habe ich mich in einem Verein für die Integration Geflüchteter engagiert, da ich weiß, wie schwer es sein kann sein Zuhause zu verlassen und in der Aufnahmegesellschaft Anschluss zu finden. Offenheit und das Interesse von seinen Mitmenschen bringt Lebensqualität. Des Weiteren habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, sich in vorhandenen Strukturen, (außer-)parteiisch, zu organisieren, um sich für gelebte Werte und unsere Zukunft einzusetzen: Ich habe in der Universität viel Gremienarbeit und Hochschulpolitik gemacht, da es „im Kleinen“ genauso wichtig ist, Transparenz, Sensibilität und Austausch zu schaffen und zu Fordern und Umzusetzen – hier waren und sind vor allem Nachhaltigkeit, Geschlechtergleichberechtigung, Kapitalismuskritik, Migrations- und Klimapolitik meine Steckenpferde. Seit meinem Praktikum beim Bundesvorstand der Grünen setze ich mich außerhalb des Hochschulkontexts für diese Themen ein. Außerdem bin ich im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft für eine Welt e.V. meiner Stadt, der den Weltladen betreibt und Aufklärungsarbeit zu Fairem Handel leistet. Nebenbei bin ich immer gerne für aktivistische Aktivitäten zu haben, wie Flashmobs gegen Gewalt an Frauen und Mädchen, gegen die ausbeuterischen Strukturen in der Textilbranche oder Demonstrationen im Hambacher Forst. Nach meiner Zeit auf den Seenotrettungsschiffen auf Malta, ist es unmöglich für mich die Augen vor der misslungenen Europapolitik zu verschließen – zivilgesellschaftlicher Druck ist hier und jetzt nötig und wichtig! Zuletzt versuche ich in meinen Alltag bewusstere Lebensformen zu integrieren: Ich versuche so wenig Plastik wie möglich zu gebrauchen, ernähre mich vegetarisch, mache bei Foodsharing mit und habe einen Anteil bei der solidarischen Landwirtschaft.
Dein Engagement in einem Satz:
Jeder Tag ist zum Lernen und Hinterfragen da, jeder Tag ist zum Verändern da: Alles ist besser als Stagnation und Hinnahme.