Sebastians Engagement nach seinem Freiwilligeneinsatz

Was motiviert dich?
Nach meiner Rückkehr vom Freiwilligeneinsatz am Loyola College Vettavalam in Tamil Nadu, Süd-Indien war ich voller Elan und Tatendrang. Zweifelsohne hat „1 Jahr anders leben“ einiges in mir verändert. Es haben sich einige Werte, genauer Wertigkeiten, verschoben. Mein Blick geht heute wohl noch mehr in die Breite. Ganz besonders erleb- und spürbar wurde für mich etwa die eigentlich banale Tatsache, dass wir (als Menschengeschlecht) nur diesen einen Planeten haben. Wie kann es sein, dass wir dann so damit umgehen? Dass wir die Umwelt verschmutzen, das Klima zum Kippen bringen (1), eines der größten Artensterben der Erdgeschichte mitverantworten (2), und bei all dem besonders die Menschen des Globalen Südens – und so auch jene Indiens – vergessen, wenn nicht gar – und noch zusätzlich – ausnutzen (3). Und wie kann es sein, dass ich in meiner sehr schönen Heimat Österreich Überzeugungsarbeit leisten muss, damit meine Mitmenschen Dinge des täglichen Lebens bzw. Errungenschaften, seien sie technischer (Kleidungsstücke, Mobiltelefone, Kunststoffprodukte uvm.), kultureller (Glaube und Spiritualität, Religion) oder natürlicher Art (Lebensmittel!) wertschätzen, während in meinem Einsatzland Indien hunderte Millionen von Menschen am Rande des Existenzminimums (4) leben müssen, dabei aber gerade (oft) nicht den Glauben (an Gott oder das Leben) verlieren? Fragen, über Fragen, über Fragen, die in meinem Einsatzjahr verstärkt in mir aufbrachen, auf die ich gerne Antworten hätte, nach denen ich weiter suchen möchte… Auch durch mein Engagement im Kontext der Freiwilligendienste.

Wo engagierst du dich?
Mein Engagement als J(E)V-Aktiv ist gerade im Entstehen. Eine Gruppe, die künftig als Bindeglied zwischen dem großen Pool an Freiwilligen und dem Team von Jesuit Volunteers fungieren soll, hat sich bereits konstituiert. Künftig werden wir uns regelmäßig via Internettelefonie verständigen, sowie einmal jährlich persönlich treffen, um Ideen und Visionen für eine Weiterentwicklung des Freiwilligendienstes des Jesuitenordens zu entwickeln oder – ganz praktisch – aktiv an der weiteren Vernetzung der Freiwilligen zu arbeiten. Seit meiner Rückkehr bin ich in Österreich auch für die Plattform WeltWegWeiser als Multiplikator unterwegs. Multiplikator*innen werden nach einem 3-tägigen Training für verschiedene Dienste herangezogen. Sie – und ich – gehen z.B. in Schulen, um seriöse Entsende-Organisationen vorzustellen, sie bieten Beratung und Rat auf Freiwilligen- oder Berufsinformations-Messen uvm. Ansonsten geht es mir um erster Linie und verstärkt um die schon angesprochene Vernetzung, und zwar sowohl Programm- (JEV, JV, JMV, andere Freiwilligendienste), als auch Generationen-, und damit auch Lebenswelt-übergreifend (Kirchliche Menschen und Fernstehende, Ingenieure, Sozialarbeiter*innen und Künstler, Familien-Väter und -Mütter, Singles, Schüler und Studenten). Praktisch JEDEM steht grundsätzlich die Möglichkeit offen, im Rahmen eines Freiwilligendienstes seinen Horizont zu erweitern, vor allem aber sein Herz für die Problemlagen unserer heutigen Welt und Zeit öffnen zu lassen!

Dein Engagement in einem Satz:
Ganz egal wo man steht, ganz egal was man tut, ganz egal was man kann oder auch (noch) nicht, man kann hier und jetzt etwas tun!


Literaturverzeichnis

(1) AFP (2014): Indien: Rund 30 Prozent der Inder fallen unter die Armutsgrenze. Zeit Online. Online verfügbar unter www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-07/indien-armutsgrenze-bericht-hilfsprogramme, zuletzt aktualisiert am 07.07.2014, zuletzt geprüft am 20.07.2019.

(2) Sator, Andreas (2019): Ist alles noch viel schlimmer? Wann das Klima kippen könnte. derStandard.at. Online verfügbar unter www.derstandard.de/story/2000106255484/ist-alles-noch-viel-schlimmer-wann-das-klima-kippen-koennte, zuletzt aktualisiert am 14.07.2019, zuletzt geprüft am 21.07.2019.

(3) Stackl, Erhard (2019): Solidarisch zu leben muss cool werden. In: Südwind Magazin für internationale Politik, Kultur und Entwicklung (1-2), S. 29–32.

(4) Stein, Annett (2014): Artensterben. Jedes Jahr verschwinden bis zu 58.000 Tierarten. SPIEGEL ONLINE. Hamburg. Online verfügbar unter www.spiegel.de/wissenschaft/natur/artensterben-jaehrlich-verschwinden-58-000-tierarten-a-982906.html, zuletzt aktualisiert am 25.07.2014, zuletzt geprüft am 21.07.2019.

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