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Casa Milostrivirii Divine in Rumänien

Pauline (19) berichtet über ihre Einsatzstelle

Name der Einsatzstelle: Casa Milostivirii Divine

Träger: Federația Caritas

Ort: Timișoara

Land: Rumänien

Größe der Institution/Abteilung: In unserem Hospiz werden bis zu 10 Patienten versorgt.

Mitarbeiterzahl: insgesamt 15 Mitarbeiter - darunter 5 geistliche Schwestern/Franziskanerinnen aus der Slowakei, zwei Ärzte, eine Psychologin, eine Putzfrau, Assistentinnen und Krankenschwestern

Begünstigte: Unsere Gäste sind aller Couleur und kommen aus allen Sozial- und Altersklassen. Grundsätzlich befinden sie sich im Endstadium ihrer Krankheit und werden unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Lebenssituation behandelt.

Angebote der Institution: Bei meiner Einsatzstelle handelt es sich um ein stationäres Hospiz, also ein Krankenhaus mit palliativem Angebot, d.h. Sterbebegleitung. Ein Hospiz ist also ein eigenständiges Krankenhaus mit Ärzten, Putzkräften, Pflegepersonal und psychologisch/geistlicher Betreuung. Durch dieses interdisziplinäre Team und die vielfältigen Angebote ist es möglich, den letzten Wünschen unserer Gäste gerecht zu werden, ob sie nun psychisch oder physischer Art sind. Dabei werden auch die Angehörigen unser Gäste mit einbezogen und auch über den Aufenthalt hinaus begleitet.

Meine Aufgaben :
Ich als ungelernte Person übernehme im Hospiz unterstützende Aufgaben.
Ich helfe den Schwestern bei der Pflege der Patienten, wobei ich aber nie allein gelassen wurde. Ich bin das „Mädchen für alles" und die privilegierte Freiwillige aus Deutschland. Mein Arbeitstag beginnt um acht Uhr mit der Essensausgabe - wir machen Frühstück mit einer Schwester und ich bringe das Essen auf die Zimmer der Patienten und helfe ihnen gegebenenfalls. Danach wird gespült und geputzt – das Hospiz ist ungefähr der sauberste Ort in ganz Timisoara. Daraufhin fallen viele Arbeiten an, je nach Personal und Patienten: einmal helfe ich beim Waschen oder der Intimpflege, ich bügele, mache Rosenkranzbeten mit Sora Livia, massiere oder gehe in den Garten oder man trifft sich auf Klatsch und Tratsch – manchmal auch zum Tränchen trocknen. Meine Aufgaben sind vielfältig und ich kann selber entscheiden, worauf ich mich konzentrieren will. Um 12.00 ruft man mich mit Paulica oder Paulicen und meine Essensmorgenroutine wiederholt sich. Nachmittags arbeite ich noch im Garten und kümmere mich um anfallende Kleinigkeiten - manchmal male ich mit den Patienten auf der Terrasse und wir gehen spazieren. Zwischen 15 und 16 Uhr schwinge ich mich dann auf mein Hollandrad entweder nach Hause oder zu meinem Besuchsdienst.

Was sind die besonderen Herausforderungen für mich?
Auf der einen Seite war da am Anfang die Sprachbarriere, die zu einigen unangenehmen und vielen lustigen Ereignissen führte. An dieser Herausforderung bin ich aber gewachsen, denn ich weiß, dass ich Rumänisch wahrscheinlich nicht gelernt hätte, wenn ich es nicht lernen hätte müssen.
Und ich musste mich stets anstrengen, mich von neuem auf Rumänien und neue Gäste einzustellen. Und manchmal nach der ein oder anderen Enttäuschung unter vielen schönen Erfahrungen fiel es mir schwer, offen und positiv zu denken.

Welche Schwierigkeiten/Ängste gibt es?
Am Anfang hat bei mir die Angst überwogen, allgemein an der Gesamtaufgabe zu scheitern: Heimweh, fremde Sprache, eigene Wohnung und Berührung mit dem Tod. Gerade im Hospiz durch die vielen Schicksale der Patienten habe ich allerdings eine Sache gelernt: es ist in Ordnung und sehr menschlich Angst zu haben, aber nichts auf der Welt verdient Angst.

Was konnte ich (bisher) lernen?
Ich habe durch das Leben in Rumänien und die Arbeit mit kranken Menschen einen Blick für das Ganze entwickelt. Raus aus dem kleinkarierten deutschen Gemäcker habe ich gelernt, die Dinge mit Gelassenheit zu betrachten. Und ich habe gelernt, dass meine Meinung keine Berechtigung hat, wenn sie sich nur zwischen schwarz und weiß bewegt. Ich habe gelernt, zuzuhören und zu verstehen.
Ich habe in diesem einen Jahr einen tiefen Respekt vor Menschen in der Pflege entwickelt. Das ist ein sehr harter Job, bei dem man aufpassen muss, dass man nicht zu viel von sicher selbst gibt und der von unserer Gesellschaft sehr undankbar behandelt wird. Ich denke heute, dass Deutschland ein wunderschönes Land ist und ich so dankbar bin für meine Privilegien und Freiheiten, aber es ist wichtig Deutschland von außen zu begreifen.
Und ich bin überzeugt, dass jeder Mensch ein Hospiz gesehen haben sollte, um seine eigene Sterblichkeit zu verstehen und zu akzeptieren. Ich habe den Tod dort als etwas vollkommen Natürliches erfahren und bin überzeugt, dass es einen schönen Tod gibt.
Ich musste lernen, mich von dem Leid anderer abzugrenzen, um ihnen zuhören und helfen zu können. Das kann manchmal sehr wehtun, ist aber eine wertvolle Erfahrung.